Der Novag Star Sapphire wurde erstmals bei der Nürnberger Spielwarenmesse 2000 vorgestellt - er sollte spätestens im Oktober (2000) auf den Markt kommen. In den Werbebildern war ein Schwarzweiß-Grafikdisplay zu sehen, und mit der Stiftbedienung ähnelte das Ganze den immer populärer werdenden Palm-PDAs. Da die Palm-PDAs zu der Zeit alle mit einem Motorola Dragonball-Controller liefen, der einen 68000-Kern hat, konnte man davon ausgehen, daß der Star Sapphire schachlich mindestens gleichwertig sein würde, auch wenn bei der Messeankündigung "nur" genau der gleiche Dragonball als Prozessor genannt wurde (68EZ328, CSS 2/00 S.24).
Ich war damals richtig heiß auf das Teil und konnte es nicht erwarten, daß es auf den Markt kam. Ich war allerdings auch immer Palm-Fan und hatte später auch zwei Palms. Ich denke, wenn der Star Sapphire wie angekündigt 2000 auf den Markt gekommen wäre, wäre das nicht nur für mich ein Renner gewesen, denn man hätte auf einer vergleichbaren Hardware ein spezialisiertes Spitzenprogramm gehabt, während auf dem Palm noch nicht so viele Programme vorhanden waren - eigentlich nur ChessGenius von Richard Lang, der enginemäßig nur ein Mephisto Roma war.
Leider verzögerte sich die Markteinführung immer wieder. 2001 wurde im CSS-Bericht zur Nürnberger Spielwarenmesse berichtet, der Star Sapphire solle im August oder September mit "abgespeckten Leistungsmerkmalen" herauskommen (CSS 2/01, S.31). Bei der Nürnberger Spielwarenmesse 2002 wurde der Star Sapphire erneut für Mai 2002 angekündigt (CSS 2/02, S. 65).
Letztlich kam der Star Sapphire dann im Jahr 2003 auf den Markt, aber nicht so wie angekündigt. Insbesondere das Grafikdisplay wurde durch eine Brettdarstellung ersetzt, die wir bereits vom Mark V kennen, und die den Überblick auf dem Brett wirklich schwer macht. Auch der Prozessor wurde gewechselt: Nachdem zwischendurch auch mal die Rede von einem SH7020 mit 20MHz war (ähnlich dem Atlanta/Magellan), wurde es dann "nur" ein schnellerer H8: H8S/2312. Vergleichsbilder zwischen dem "Werbe-Display" und dem tatsächlichen Display kann man auf dem folgenden Link sehen, wenn man ganz nach unten scrollt.
Was beim Display noch störend ist: Die schwarzen Felder sind im Display leicht eingefärbt, was bei gutem Licht ganz OK ist. Für schlechtes Licht hat man eine Hintergrundbeleuchtung, was an und für sich gut ist. Schaltet man sie ein, kann man allerdings die dunklen Einfärbungen der "schwarzen" Felder nicht mehr sehen, und alle Felder sehen gleich aus...
All dies war leider für den Erfolg des Star Sapphire verheerend: Nicht nur war das Display nicht im Geringsten mit den immer verbreiteteren Palms/PocketPCs, die zudem längst Farbdisplays hatten, vergleichbar, auch die Hardware war im Jahr 2003 nicht mehr konkurrenzfähig: Hier kamen nämlich bei den Palms/PocketPCs mittlerweile Intel XScale-Prozessoren zum Einsatz, die sehr viel schneller waren. Und auch auf der Software-Seite hatte sich seit dem Jahr 2000 viel getan, u.a. war im Jahr 2001 Chess Tiger auf dem Palm erschienen.
Kurzum: Es gab 2003 im Gegensatz zu 2000 eigentlich nicht mehr den geringsten Grund, sich einen Star Sapphire anzuschaffen, und ich denke, die meisten Leute haben sich für das traditionelle Drucksensor-Pendant Star Diamond entschieden.
Ich persönlich hatte mich so lange auf das Gerät gefreut, daß ich es mir schließlich aus Sammlergründen doch gekauft habe. Mit der Zeit hat mein Gerät Kontaktprobleme mit der Displayfolie entwickelt, und manchmal fällt es schwer, bestimmte Züge einzugeben. Als Lösung habe ich den Star Sapphire jetzt über die serielle Schnittstelle und einen USB-Wandler an ein altes Apple-Powerbook G4 angeschlossen, auf dem mittlerweile ein Debian Linux läuft. Über das Programm Scid vs PC, das ein eingebautes Novag-Citrine-Interface hat, kann ich den Star Sapphire bequem bedienen. Züge werden mit der Maus eingegeben, Gegenzüge werden automatisch im Schachprogramm angezeigt, ganz wie bei einer PC-Engine. Über die Kommandozeile kann man auch z.B. die Spielstufe einstellen oder eine neue Partie beginnen. Im Anhang habe ich ein Bild von meinem Setup hochgeladen. Ich finde, so ist auch der Star Sapphire ein angenehm zu bedienendes Gerät!
Viele Grüße, Dirk
Supergrobi
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