Und es geht nach längerer Zeit wieder weiter. Sorry, aber die letzten Wochen war ich in einer Fernschachpartie extrem gefordert und hatte keine Analysezeit mehr zur Verfügung. Wir beginnen mit der Begegnung
Saitek Turbostar 432 - Sargon ARB 3.5
Die Najdorf-Variante ist - wie man in der Analyse sieht - auch in Fernschachkreisen recht beliebt. Leider begibt sich der Turbostar hier mit dem viel zu zahmen Sb3 schnell auf Neuland. Mit 11. fxe5 begeht der Turbostar die erste Ungenauigkeit. Hier war 11. f5 vorzuziehen, was dem Schwarzen die Entfaltung seines schwarzfeldrigen Läufers nahezu unmöglich gemacht hätte. In der Folge begeht Sargon jedoch mehrere Flüchtigkeitsfehler, mit denen er sich Schwierigkeiten einhandelt (11. und 12. Zug) und bringt sich mit 13. ...Lf8 in eine unangenehme Situation, die aber vom Turbostar nicht ausgenutzt wird. Obwohl der Turbostar nicht immer die besten Züge findet, kommt er dank des unkoordinierten Spiels von Sargon immer mehr in Vorteil. Nach dem unverständlichen 19. ...Tg8 ist die Stellung schon kaum mehr zu halten. 22. Dh4 ist allerdings nicht so der Renner und Schwarz hätte durchaus die Chance gehabt hier noch etwas mitzuspielen, aber nach 22. ...Kf8 ist die Sache gelaufen. Der Rest ist Technik.
ARB Sargon 4.0 24 MHz - Novag Superconny
Im Dameninder kommt Sargon von Anfang an besser ins Spiel. 8. ...d5 ist nicht die beste aller Ideen, wie der Analyseauszug zeigt und auch danach ist der Superconny einfach zu forsch (ist halt so seine Art). Aber auch Sargon will hier manchmal zu viel. 14. b5 bewirkt wenig. Zwar wird das Feld c6 für den Springer gesperrt, aber damit hat es sich dann auch. Mit 16. Sg5 gehen dann alle Vorteile über den Jordan und das Spiel ist ausgeglichen. Allerdings sorgt der Superconny mit dem unverständlichen 18. ...g6 sogleich wieder für Spannung. Doch wieder sieht Sargon den möglichen Vorteil nicht und das Spiel verflacht erneut. Zeitweise hat man während des planlosen Spiels sogar den Eindruck, dass der Superconny sich nach vorne arbeitet und tatsächlich gelingt es ihm einige Drohungen aufzubauen, die Sargon jedoch abwehren kann. Mit 32. ...Lb2 übersieht der Novag dann aber eine Kombination die zu einem gefährlichen Freibauern für Weiß führt. Ungenaues Spiel auf beiden Seiten bringt dann allerdings Schwarz erneut nach vorne. Dann wieder ein schwarzer Bock (42. ...Dd1+) und erneut ist Sargon vorne. Doch wann immer der Superconny einen Fehler macht, Sargon setzt einfach nicht nach und Schwarz hat nach wie vor einen gefährlichen Bauern auf a2 der ständig bewacht werden muss. Im Endspiel zeigt sich dann jedoch die stärkere Rechentiefe von Sargon als überlegen. Nach dem Fehler 49. ...h5 hat Weiss entscheidenden Vorteil und kann diesen dann auch umsetzen.
Nachdem Franz es nun geschafft hat, endlich auch dieses Gerät sauber zu emulieren, kommt jetzt der nächste Recke in die Arena und darf versuchen, das Feld von hinten aufzurollen. Und Sargon 3.5 gerät in der Eröffnung auch schnell ins Hintertreffen. Englisch scheint ihm nicht sonderlich tief eingegeben zu sein. Aber auch Conchess ist nicht gerade ein Kenner dieser Eröffnung und so entstehen durchaus ungewöhnliche Stellungsbilder. Nach ausgeglichener Eröffnung begeht Conchess mit 15. e5 den ersten Fehler und Sargon kommt in Vorteil. Dann mit 18. Sd1 der zweite Fehler und Schwarz steht bereits deutlich besser. Dann aber gilt "Gier frißt Hirn" und die schöne d-Linie wird zugunsten eines Angriffs auf den Isolani e5 aufgegeben und nach dem Fehler 22. fxe5 der auch noch die e-Linie versperrt ist die Stellung wieder ausgeglichen und nach dem ungenauen 25. bxc5 ist Weiss endgültig wieder im Spiel. 29. ...Tb8 erscheint sinnlos. Hier wäre die Stütze für den e-Bauern deutlich vorzuziehen. Und mit dem nachfolgenden Turmtausch wird die f-Linie quasi sinnlos aufgegeben. Im nachfolgenden Endspiel kommt dann allerdings Sargon wieder in Vorteil, da Conchess sich von der Brute-Force-Geräten eigenen Gier leiten läßt, versemmelt es dann aber wieder und erneut ist das Spiel ausgeglichen. Über das nachfolgende Endspiel, welches Conchess nur gewonnen hat, weil SDargon sich noch dümmer als er angestellt hat, breiten wir besser den Mantel des Schweigens... Fazit des Einstands von Conchess. Voller Punkt, aber es fehlt mir die Überzeugung, dass das Gerät wirkliche Chancen hat.
Erneut darf sich Conchess mit der englischen Eröffnung herumschlagen. Diesmal mit Schwarz. Die "Neuerung" 5. ...d5 erscheint mir etwas zu aggressiv. Trotzdem entwickelt sich eine durchaus gleichwertige Stellung. Wie der Elegance auf 10. f3 kommt, bleibt sein Geheimnis. Der Zug tut nichts für die Stellung. Auch ansonsten wirkt das Spiel der beiden ziemlich planlos. 12. ...Tfe8 ist fast schon ein Fehler, der es dem Elegance erlaubt die schwarze Königsstellung zu öffnen und Conchess einen Doppelbauern zu verpassen. Relativ schnell wird alles abgetauscht, was nicht schnell genug auf den Baum kommt und Schwarz findet sich in einem schlechten Endspiel ,it einem Bauern weniger wieder. Und da rechnet der Elegance einfach tiefer und manövriert jeden Versuch eines Gegenspiels gekonnt aus. Am Ende ein verdienter Sieg des Elegance, der die Endspielschwächen des Conchess geschickt ausgenutzt hat.
Nun zur Abwechslung ein leichterer Gegner für unseren Neueinsteiger. Die von Stockfish vorgeschlagene Fortsetzung 6. cxd5 ist nicht nachvollziehbar. Zumindest im Fernschach ist der Textzug deutlich populärer und auch erfolgreicher. Es ist dann auch Colossus, der mit 6. ...Lb4 etwas Neues versucht. Allerdings mit zweifelhaftem Erfolg. Weiß hat bereits Vorteil. Conchess muss eigentlich nur auf die schwarzen Fehler warten. Mit 12. ...a6 greift Colossus dann auch schon daneben, allerdings sieht Conchess das vorteilhafte 13. Sg4 nicht. Macht nichts. Der nächste Fehler mit 13. ...Sxe5 folgt sofort. Weiss steht auf Gewinn, läßt sich mit 15. exf6 dann allerdings verführen anstatt mit Lh4 den Druck noch zu erhöhen. Mit 19. ...Tb6 dann der nächste schwarze Fehler, dem zwei weitere folgen. Danach ist das Spiel für Schwarz auch ohne den letzten Fehler im 24. Zug nicht mehr zu retten.
Nun muss sich Conchess gegen den Favoriten behaupten. 7. ...Lf5 wird zwar als Neuerung angezeigt, wurde aber schon von verschiedenen Großmeistern (unter anderem Aronian) gespielt, wenn auch mit wenig Erfolg. 9. ...gxf6 greift dann aber daneben. Wie in der Partie gegen den Elegance wird ohne Not die Königsstellung geöffnet und ein Doppelbauer auf der f-Linie geschaffen. Das scheint eine Krankheit des Conchess zu sein, zumal 9. ...Dxf6 ja auch möglich war. In der Folge findet zwar auch Psion nicht immer die beste Fortsetzung, zeigt jedoch im Gegensatz zu Conchess ein gutes Positionsverständnis. Er kann seine Stellung stetig verbessern, während Conchess damit beschäftigt ist, einfach irgendwas zu tun (und meist nicht das richtige) um die Stellung zu halten. Das nahezu Karpovsche umherlavieren von Psion bereitet ihm sichtlich Probleme. Mit 27. ...Txf4 greift Conchess dann positionell richtig daneben und landet in einem materiell zwar gleichstehenden, aber positionell verlorenen Springerendspiel welches Psion problemlos meistert.
Hier steht Holländisch auf dem Programm. Der Fidelity weicht als erstes von der bekannten Theorie ab (8. ...Sa6) und hätte sich aus dem Stand heraus in Nachteil gebracht, wenn Conchess den guten Zug 9. a3 gefunden hätte. 14. a4 ist positioneller Blödsinn. Viel wichtiger wäre es hier, im Zentrum aktiv zu werden (z.B. mit f4). Aber auch Schwarz nutzt seine Möglichkeiten nicht und das Spiel bleibt ausgeglichen. Jedoch leisten sich beide in der Folge immer wieder Ungenauigkeiten, wobei meistens Schwarz am Ende etwas besser steht. Dann leistet sich Conchess im 30. Zug einen schweren Fehler und alles sieht danach aus, dass nun der Elite das Spiel doch noch gewinnen könnte, doch schwächelt der Elite an den entscheidenden Stellen. Dann ein erneuter böser Fehler im 36. Zug und wieder wird der schwarze Vorteil dann mit dem letzten Zug vor der Zeitkontrolle weggeworfen. Das Endspiel bleibt dann lange ausgeglichen bis Conchess im 68. Zug einen totalen Bock schießt. Nach 68. Sg8 hätte 68. ...Kd6 gewonnen, da der Springer nach einigen Zügen eingesperrt wird. Allein... der Elite rechnet nicht tief genug und das Spiel endet mit einem für den Conchess glücklichen Remis.
In der Botwinnik-Variante des Damengambits fliegt Conchess recht früh aus dem Buch und bringt viel zu früh die Dame ins Spiel und langt dann mit einem verfrühten 8. ...c5 gleich nochmal daneben. Der Superconny greift dann auch sofort an, überdieht aber, dass er nach dem weiteren Fehler 10. ...Da6 den Sack relativ schnell hätte zumachen können. Doch Conchess scheint sich auf sinnlose Damenzüge eingeschossen zu haben und der nächste Fehler (12. ...Da5) folgt sofort. Danach ist die Stellung eigentlich schon verloren, wenngleich sich Conchess dann doch noch seiner Verteidigungsfähigkeiten entsinnt und es dem Superconny maximal schwer macht. Letztlich ist aber hier nichts mehr zu retten.
Consumenta Conchess Glasgow 5,5 MHz - La Regence
Ein früher Damentausch bereits in der Eröffnung führt zu einer eigentlich gleichwertigen Stellung. Allerdings haben beide Spieler kaum irgendeine Art von Stellungsverständnis vorzuweisen. Erst patzt Schwarz, dann versäumt es der Glasgow den Vorteil zu nutzen und kurze Zeit später wiederholt sich das Ganze mit umgekehrten Farben. Königssicherheit war scheinbar bei der Programmierung des Conchess ebenfalls nicht vorgesehen und so kommt letztlich Schwarz zum weit bequemeren Spiel. Mehrere Fehler des Conchess bringen Schwarz in eine Gewinnstellung und nach 30 Zügen hätte ich keinen Pfifferling mehr für Weiss gegeben. Doch dann läßt sich der LaRegence in einer absoluten Gewinnstellung tatsächlich auf 3malige Zugwiederholung ein und der Conchess holt sich einen unverdienten halben Punkt. Manchmal frag ich mich schon, was ich wohl verbrochen habe...
Auch in dieser Partie beginnen die Ungenauigkeiten recht früh. Bereits 5. ...Lxf3 erscheint mir recht fragwürdig und mit 7. ...Sc6 anstelle des weit vorteilhafteren 7. ...c6 kommt Weiss schnell in Vorteil, vergibt diesen mit der unverständlichen Randspringerentwicklung nach a3 jedoch sofort wieder. Nach zwei weiteren Fehlern im 11. und 14. Zug steht der Mephisto dann bereits mit dem Rücken zur Wand. Conchess übersieht dann aber im 15. Zug den schnellen Gewinnweg und darf noch weiter kämpfen. Trotzdem bleibt der Conchess nahezu über die ganze Partie vorne. Dann im 28. Zug ein Fehler des Schwarzen und die Partie ist wieder offen. Doch der Mephisto will keine Geschenke und nach einigen Fehlzügen im Endspiel ist er dann letztlich doch noch unterlegen. Alles in allem eine spannende Partie.
Die etwas schnellere Variante des Mephisto Glasgow versucht es mit Reti und langt gleich im 6. Zug daneben. Auch Conchess findet aber nicht die richtige Fortsetzung und alles bleibt im Lot. So richtig Ahnung von den Erfordernissen der Stellung haben beide nicht und stehen sich in Bezug auf schwache Züge in nichts nach und so kann man sich angesichts der vielen vergebenen Chancen eigentlich nur wünschen, dass es bald vorbei ist. Aber den Gefallen taten die beiden mir nicht und quälten mich ganze 114 Züge lang, bis endlich eine eindeutige Remisstellung erreicht war.
Auch in dieser Aljechin-Verteidigung kommt es wieder zu einem sehr frühen Damentausch wobei Sargon insgesamt besser aus der Eröffung kommt. Ein kleiner Fehler im 15. Zug gibt Sargon die Gelegenheit, seinen Gegner taktisch völlig zu überspielen. Conchess hat zu keinem Zeitpunkt auch nur die geringste Chance auf Gegenspiel. Eine durchweg spannende Angriffspartie.
Consumenta Conchess Glasgow 5,5 MHz - Cyrus II Amstrad 8 MHz
Und erneut kommt die Aljechin-Verteidigung aufs Brett, diesmal jedoch hat Conchess Weiss. Und anfangs sieht es tatsächlich so aus, als hätte Conchess hier sehr gute Chancen. Mit 10. Te1 hätte er eine sehr vorteilhafte Stellung haben können. Stattdessen aber will er mit 10.- c4 den Springer befragen und ignoriert den Einschlag der Dame auf e2. Danach bekommt er kein Bein mehr auf die Erde und nach dem Fehler 33. Ld2 ist die Partie praktisch gelaufen. Trotzdem muss sich Cyrus noch weitere 50 Züge abmühen, bis Conchess die Segel streichen muss.
Der Conchess hat sich um einen Platz nach vorne geschoben, wirkt jedoch mit nunmehr 4,5/11 noch nicht wirklich überzeugend. Ansonsten haben im Mittelfeld einige Geräte die Plätze getauscht, während die Spitze unverändert blieb.
Und es geht wieder weiter. Diesmal allerdings nur 2 Partien, weil ich in meiner Zerstreutheit so doof war, Partien zu analysieren, die ich schon gepostet hatte. Nachdem ich dann die überzähligen eliminiert hatte blieben genau 2 Partien übrig. Morgen oder Übermorgen gibt es dann ein paar mehr.
Sargon III Mac 7,83 MHz - Conchess Glasgow 5,5 MHz
Nach den vorherigen Partien war ich eigentlich der Meinung, dass Conchess nun gegen Sargon III auf dem Mac haushoch verlieren müsste. Pustekuchen! Sargon wählt die harmlose Bird-Eröffnung und Conchess kann schnell ausgleichen. Wenn man dann nach einem Zug wie 4. b3 selbst 6 Züge später nicht auf die Idee kommt, den Läufer c1 mal zu fianchettieren, dann kann man Sargon einfach nicht mehr helfen. Schwarz drückt und als der weisse Läufer dann doch mal auf b2 erscheint, ist es eigentlich schon zu spät. Zwar wirft Conchess mit dem unsinnigen 15. ...Db8 seine Vorteile wieder weg, doch Sargon versteht es nicht, dies mit dem Einschlag auf f6 auszunutzen. Trotzdem kommt es durch einige schwache Züge des Conchess zum Ausgleich und fast wäre die Partie sogar noch zu Gunsten von Sargon gekippt doch nach einem Fehler im 30. und weiteren Folgefehlern verliert Sargon komplett den Überblick. Nach insgesamt 48 Zügen ist dann klar, dass der entfernte schwarze Freibauer die Partie entscheidet.
Conchess Glasgow 5,5 MHz - GGM Steinitz 20 MHz
Und auch hier hätte ich eine Wette verloren, nachdem ich auf den 20 MHz-Titanen Steinitz gesetzt hatte. Conchess käme eigentlich besser aus der Eröffnung, zieht dann aber unverständlicherweise die Dame nach e1 und Steinitz gleicht aus, kommt nach einem Fehler im 13. Zug sogar in Vorteil. Warum er dann im 18. Zug unbedingt meint den Turm auf der f-Linie halten zu müssen anstatt auf der c-Linie zu spielen bleibt allerdings sein Geheimnis. Danach ist Conchess wieder vorne und kann diesen Vorteil dank einiger schwarzer Ungenauigkeiten auch weiter ausbauen. Im 28. Zug dann ein Bock des Conchess, der aber mit einem ähnlich bösen Fehler von Steinitz beantwortet wird. Danach ist für Schwarz nichts mehr zu holen und nach 40 Zügen steht Steinitz mit dem Rücken zur Wand. Da die beiden allerdings wohl verabredet haben durch wechselseitige Fehlzüge einen Platz im Guiness-Buch ergattern zu wollen, dauert es bis zum 97. Zug, bis Conchess endlich den Punkt auf dem Konto verbuchen kann.
Gegen die Holländische Verteidigung versucht sich der Prestige mit der selteneren Variante 5. Sh3. Wie so oft wählt Conchess am Ende des Buches nicht die beste Verteidigung und der Prestige kommt in Vorteil. Beide finden in der Folge nicht die besten Fortsetzungen und spielen sich gegenseitig die Fehlerbälle zu. Es ist schon ein seltsames Erlebnis zu sehen, wie beide Geräte einmal einen genialen Zug finden um dann einen Zug später grobe Anfängerfehler zu begehen. Letztlich ist es dann der Prestige der mit 21. Sxc8 eine böse Drohung des Conchess übersieht. Nach 21. ...Txh2 ist die Partie praktisch gelaufen.
Conchess Glasgow 5,5 MHz - Saitek Turbostar 432
Zur Abwechslung ist es mal der Conchess, der hier besser aus der Eröffnung kommt. Die moderne Verteidigung des Turbostar bereitet ihm keine Probleme. Viel zu früh öffnet der Saitek mit 4. c5 die Stellung und bringt sich dadurch in Nachteil. Nach dem Fehler 13. ...Kxe7 hätte es Conchess mit 14. Td5 allerdings fast noch versemmelt, aber der Turbostar ist mit diesem Stellungstyp einfach überfordert und begeht einen Fehler nach dem anderen. Und so bringt der Conchess auch diesen Punkt mühelos nach Hause. Es scheint fast so, als hätte er nun den Ernst der Lage erkannt und holt sich damit den 4. Punkt in Folge.
ARB V2 Sargon 4.0 - Conchess Glasgow 5,5 MHz
Ein Damenbauernspiel steht auf dem Programm und nach 4 Zügen ist es mit dem Buchwissen vorbei. Einen Plan haben irgendwie beide nicht doch der Aufbau von Sargon schaut hier deutlich logischer aus. Mit 11. Sa3 kommt er dann allerdings auf Abwege und nur dem ungenauen Spiel des Conchess ist es zu verdanken, dass er in der Folge nicht unter die Räder kommt. Im weiteren Verlauf häufen sich die Ungenauigkeiten bei Schwarz und die Figuren werden schon fast gezielt auf Feldern positioniert, von denen sie kaum Wirkung entfalten können. Mit 21. ...a5 und 22. ...Tb8 treibt er es dann aber entschieden zu bunt. Man muss sich schon ziemlich anstrengen um Züge zu finden, mit denen Weiss NICHT in Vorteil kommt. Im entstandenen Endspiel mit Turm und Läufer auf beiden Seiten wehrt sich Conchess dann allerdings heroisch gegen die Versuche von Weiss, der mit 2 Bauern vorne liegt. Nach dem Turmtausch im 61. Zug ist dann allerdings das schwarze Glück aufgebraucht und die Partie ist hoffnungslos verloren. Nach 4 Siegen in Folge wurde Conchess nun wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Zwei identische Programme, identische Eröffnungsbücher, nur durch ein paar MHz getrennt und sie werden nach nur 4 Zügen mit einer Stellung zurückgelassen in der Schwarz gar nicht richtig reagieren kann, weil die Folgen des Schlagens auf b2 außerhalb des Horizonts liegen. Zwar verteidigt sich Schwarz noch heroisch, bleibt aber einfach chancenlos. Ich habe erhebliche Zweifel, dass die Partie mit vertauschten Farben anders ausgegangen wäre. Eine traurige Vorstellung... der Buchautoren. Die Geräte sind hier definitiv unschuldig.
ARB V2 Sargon 4.0 - ARB Sargon 3.5
Die Reti-Eröffnung wird diskutiert. Leider wird das Buch viel zu früh verlassen und so setzt Sargon 3.5 zwar durchaus sinnvoll mit 5. ...Sf6 fort, jedoch wäre der vorherige Damentausch hier die bessere Möglichkeit gewesen, die Stellung schnell auszugleichen. Einen wirklich sinnvollen Plan haben aber beide nicht. Am Ende ist es jedoch Weiss, der nach 12 Zügen letztlich die aktivere Stellung besitzt, während Schwarz Schwierigkeiten hat, Läufer und Springer sinnvoll zu aktivieren. Vor allem der Läufer hat wenig Chancen ein Wirkungsfeld zu finden und so spielt Schwarz quasi mit einer Figur weniger. Auch Weiss findet nicht immer die besten Züge und spielt teilweise zu zaghaft, hat jedoch immer das bessere Spiel. Mit 35. d5 gibt Weiss dann aber alle Vorteile auf kommt aber wieder in Vorteil, da der ältere Sargon 3.5 seine Konterchancen nicht erkennt. Im Endspielt KTS-KTS ist Schwarz dann allerdings chancenlos wenngleich auf beiden Seiten teilweise böse Fehler gemacht werden. Zwar drohte das Spiel teilweise ins Remis zu verflachen, doch nach Tausch der Springer und beiderseitigen bösen Fehlern im Turmendspiel setzt sich dann schließlich nach dem entscheidenden Patzer im 54. Zug Weiss letztlich durch.
ARB V2 Sargon 4.0 24 MHz - La Regence
Im Damenbauernspiel kommt der schnelle Sargon etwas besser aus der Eröffnung. In der Folge ist der La Regence einfach taktisch nicht stark genug, um eine wirksame Verteidigung aufzubauen. Zwar spielt auch Sargon teilweise ungenau, doch ist der La Regence taktisch einfach zu anfällig. Dadurch wird nach dem Fehler 26. ...Txc2 eine sehr schöne Kombination übersehen, die zu einem Endspiel Dame gegen Turm und letztlich zum Sieg führt.
Die Alapin Eröffnung stellt den Elegance sehr früh vor Probleme und der Zug 5. ...De6 kann nur als katastrophal bezeichnet werden, aber leider macht der Turbostar nicht aus dieser Situation. Auch im 12. Zug hätte ich vom Elegance bei satten 12 MHz eigentlich das starke 12. ...Txc3 erwartet, doch auch der Turbostar patzt an dieser Stelle mit 13. Sh5. Der Elegance tut in der Folge wirklich alles um zu verlieren (siehe z.B. die Züge 22-24) aber der Turbo springt einfach nicht darauf an. Zwar steht er die ganze Zeit überlegen, denkt aber im Traum nicht daran, mal seine Freibauern zu aktivieren und gibt nach und nach alle Vorteile ab. Mit den Fehlern im 58. und 60. Zug macht er schließlich dem Elegance ein Angebot, welches man einfach nicht mehr ablehnen kann. Wer beim Nachspielen weinend den Raum verlässt... ich kann es verstehen.
ARB Sargon 3.5 - Conchess Glasgow 5,5 MHz
Die holländische Verteidigung wird in diesem Turnier offensichtlich gerne gespielt. Allein... man sollte dann auch ein wenig mehr Buchwissen mitbringen. Bereits im 4. Zug wird von der weit gängigeren Variante 4. d5 zu Gunsten des Entwicklungszuges 4 Sf3 abgewichen. Allerdings war schon das von Conchess gespielte 3. ...c5 nicht die beste Wahl. Weit häufiger findet man 3. ...g6 oder 3. ...e6. Nach dem kurzen Ausflug ins Eröffnungsbuch geht es dann schon im 5. Zug von Schwarz fehlerhaft weiter. Sowohl dieser, als auch der Folgezug bringen Weiss in Vorteil. Doch Sargon nutzt seine Chancen nicht und plötzlich liegt Schwarz vorne. Es ist dann schon grausam zu sehen, was die beiden aus der Stellung machen. Conchess schießt einen Bock, Sargon sieht es nicht (12./13. Zug). Danach bleibt die Stellung zwar vorteilhaft für Schwarz, flacht jedoch durch einige Ungenauigkeiten immer weiter ab, da Conchess einfach zu forsch nach vorne drängt, wenn eher "leise" Züge gefragt wären. Und so gelingt es Sargon im Mittelspiel dann doch noch, seine taktischen Fähigkeiten gut auszuspielen. Der 26. Zug des Conchess (26. ...f4) ist völlig unverständlich und verschenkt einfach nur kompensationslos einen Bauern. Danach gelingt es Schwarz nicht mehr die Nachteile auszugleichen und Sargon kann in ein gewonnenes Endspiel mit zwei Mehrbauern abwickeln, in welchem sich Conchess zwar zäh, aber letztlich chancenlos verteidigt.
Mephisto Glasgow III-S - ARB V2 Sargon 4.0 24 MHz
Auch in diesem Damenbauernspiel zeigt sich eine ungenügend ausgestattete Bibliothek. Der 4. schwarze Zug wirft den Glasgow gnadenlos aus dem Buch. Über 5. Lg5 kann man sicherlich streiten, jedoch dürfte der Läufer auf e5 deutlich besser stehen. In der Folge spielt der Glasgow einfach zu zaghaft und überläßt dem schnellen Sargon ohne Not die Initiative. Zwar findet auch Sargon an manchen Stellen nicht die besten Züge, jedoch konzentriert sich Glasgow zu sehr auf unnötige Randbauernaktionen und vernachlässigt hierfür sträflich seine Königssicherheit. Eigentlich wäre die Stellung trotz allem durchaus noch zu halten gewesen (wenn auch nur unter Mühen) aber der schwere Fehler 31. La5 ermöglicht Schwarz einen nicht mehr abzuwehrenden Mattangriff.
Fidelity Elegance TM 12 MHz - ARB V2 Sargon 4.0
Ich bin ja ein Freund seltener Varianten, aber mit dieser Eröffnungsbehandlung hat sich der Fidelity selbst ins Aus geschossen. Nichts gegen Caro-Cann mit 2. d3. Kann man spielen. Aber man muss dann auch wissen, wie es weitergeht. Spoileralarm: Nicht mit 3. e5. In der Folge muss der ELegance dann nach dem Damenausfall von Sargon doch irgendwann d4 spielen und hat einfach nur ein Tempo verloren. Trotzdem steht Weiss eigentlich besser, da auch Sargon von der Stellung nichts versteht und sich sehr gute Züge mit teilweise haarsträubenden Fehlern abwechseln. Mit 45. Lxg6 und dem nachfolgenden Schlagen auf e8 gerät der Fidelity dann allerdings wirklich auf die schiefe Bahn und unterschätzt sowohl die Macht des h-Bauern wie auch die im Rahmen der Abtauschaktion entstehenden offenen Linien. Und auch wenn die weissen Freibauern um den 60. Zug herum nochmal gefährlich wirken, ist die Stellung für den Fidelity nicht mehr zu retten.
In der Tabelle hat der Conchess mit Sargon 3.5 die Plätze getauscht und steht insgesamt mit nun 50 % der Punkte durchaus besser da als zuvor. Auf den vorderen Plätzen fällt vor allem Sargon 4.0 in der Normalversion auf, der sich nun auf den 3. Platz vor den Turbostar geschoben hat.
Wie immer sehr humoristisch kommentiert, vielen Dank!
VG
Marcus Bernd
-------------------------------------------------------------- "Es ist keine Schande zu verlieren. Aber es ist eine Schande nicht gekämpft zu haben". (Bernd Kästner 30.10.1940 - 25.10.2023)
Und die nächste Fuhre ist im Anmarsch. Mehr und mehr nähern wir uns dem Ende des Turniers, wobei ich da dann mal sehen muss, obaus der Liste noch einige Geräte zwischenzeitlich emuliert wurden. Langsam verliert man bei Franz die Übersicht, grins.
Die Skandinavische Verteidigung ist etwas aus der Mode gekommen, wird aber vom Petrosjan anfangs recht gut gespielt. Schon früh kommt es allerdings zum Damentausch, wonach Weiss eigentlich hätte in Vorteil kommen müssen. Aber das unsere "Kleinen" jetzt die Stellungsmäßigen Erfordernisse erkennen, habe ich auch nicht wirklich erwartet. Trotzdem, die Angriffsstellung nach den ersten 10 Zügen hätte eigentlich schon die lange Rochade erwarten lassen und sptestens nach dem unnötigen wie unlogischen 12. Tb1 hat Schwarz vollständigen Ausgleich. Doch der Petrosjan hat wohl ein Abo auf ungenaue Züge abgeschlossen und macht sich selbst das Leben schwer. Weiss hat wenig Probleme wieder nach vorne zu kommen und dominiert das Brett. Mit 20. Tg5 wird dann ein schöner Angriffsversuch gestartet, den Petrosjan auf Kosten eines Doppelbauern und schlechter Stellung aber noch abwehren kann. Nach einem für Geräte dieser Klasse kaum zu sehenden Fehler im 25. Zug hat man bereits den Eindruck dass Petrosjan hier chancenlos untergeht aber leider wird dann oft zu ambitioniert angegriffen, wo nichts anzugreifen ist. Letztlich wird dann in ein Turmendspiel abgewickelt, in dem Weiss zwar immer noch besser steht, aber die Verteidigungschancen des Mephisto doch deutlich höher sind. Und so gelingt es Petrosjan dann doch in ein Remis abzuwickeln.
In der Paulsen-Variante des Sizilianers ist der ELegance schnell aus dem Buch. Conchess findet nicht den "Angriffsmodus" und entwickelt sich lieber solide. Ist zwar OK, bringt aber keinen Vorteil. Mit dem Raub eines vergifteten Bauern im 17. Zug wäre der Conchess fast gestrauchelt, doch der Elegance sieht nicht, dass er den Läufer einsperren kann und so wogt das Spiel in der Folge recht planlos hin und her. Mal liegt der Elegance vorne, mal der Conchess. Nach der Zeitkontrolle ist es dann doch eher der Conchess, dem man noch einen Sieg zutrauen würde. Zwar sind die schwarzen Bauern schön vorgerückt, doch Weiss hat entfernte Freibauern mit denen man hätte arbeiten können. Die Endspielkünste ansehen zu müssen ist dann doch eher ein Gruselfilm. Glasgow bekommt die Gewinnchancen im Dutzend serviert, nutzt sie aber nicht. Nach dem groben Fehler 68. ...Kc3 hätte das Spiel eigentlich gelaufen sein müssen. Dazu hätte allerdings Conchess bereit sein müssen seinen Springer gegen die beiden vorgerückten Bauern zu opfern um danach locker den eigenen Freibauern durchzubringen. Aber da war das Endspielwissen dann doch zu schwach. Als er es dann 12 Züge später doch noch macht, ist es zu spät und die Partie Remis.
Fidelity ELegance TM 12 MHz - AVE ARB Sargon 3.5
Die Affen rasen durch den Wald, der Elegance macht Sargon kalt... Orang Utan ist angesagt. Und man sollte es nicht glauben, die Rechnung geht für den Elegance tatsächlich auf. Zwar findet der ELegance nach Verlassen des Buchs auch nicht immer die besten Züge, doch Sargon ist in der Stellung hoffnungslos überfordert. Der Fidelity greift stellenweise zu ambitioniert an (14. f4 nebst f5) doch Sargon findet einfach kein Mittel gegen die weissen Frechheiten die objektiv eigentlich schlecht sind. Weiß greift einfach frech an und bringt Sargon unter Druck, der mit dem Versuch durch 28. ...Dd4 die Mädels tauschen zu wollen in eine tödliche Falle tappt. Zwar verliert dann der Elegance in der Folge auch mal den Faden doch spätestens nach 38. ...Dxa4 kann Weiss (mehr zufällig, denn soweit kann der Elegance nun auch nicht vorausrechnen) einen tödlichen Mattangriff starten. Oder um es mit dem eingangs veränderten Lied zu sagen: Kokosnuss gefunden...
Mephisto Glasgow Petrosjan 20 MHz - Cyrus II Amstrad 8 MHz
Der Glasgow spielt ja gerne mal die Rossolimo-Variante im Sizilianer. Und eigentlich gut für ihn, da sich Cyrus hier nicht wirklich auskennt. Und so steht Petrosjan dann auch schnell vorteilhaft und kommt selbst mit zweitklassigen Zügen in Vorteil. Der wird dann allerdings mit 16. Sd5 einfach aufgegeben. Danach zeigt sich, dass Richard Lang auch in jungen Jahren auf einem schwachbrüstigen Rechner bereits gutes Positionsspiel programmieren konnte und im Gegensatz zum Petrosjan (was bitte sollte 22. Tdf1????) weiss, wofür offene Linien gut sind. In der Folge wird der Glasgow einfach in typischer Lang-Manier zusammengeschoben.
Colossus Atari 3.5 MHz - Conchess Glasgow 5,5 MHz
So eine unregelmäßige Linksspringer-Eröffnung kann schon gut sein. Ich habe damit im Fernschach etliche Partien gewinnen können. Und auch andere waren, wie die Analyse zeigt, hiermit sehr erfolgreich. Doch leider fehlt Colossus hierfür das nötige Wissen. Der Springerausflug 8. Sg5 und dann noch das nachfolgende Versperren des Feldes f3 mit dem eigenen Bauern sind bereits positioneller Selbstmord. Dann noch der Tausch von zwei Leichtfiguren gegen Turm und Bauer und Colossus ist eigentlich bereits am Boden. Zwar findet der Conchess nicht die besten Züge und erlaubt es Colossus fast, wieder auszugleichen, aber das Grauen nimmt mit 16. Lxf6 und vor allem mit dem Nehmen des vergifteten Bauern auf b7 seinen Fortgang. Danach kann auch die Schachgöttin nichts mehr für Colossus tun...
Cyrus II Amstrad 8 MHz - AVE ARB Sargon 4.0 24 MHz
Das englische Vierspringerspiel führt von Anfang an zu einer ausgeglichenen Stellung aber beide verstehen recht wenig von den entstandenen Stellungsbildern. Kann man das bei Sargon noch verstehen, der positionell ja nun nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte ist, so enttäuscht das Programm von Richard Lang hier doch sehr. Mehrfach wird der gute Bauernzug nach a3 ausgelassen. Mit dem unnötigen 16. ...b6 nimmt sich Schwarz die Rückzugsmöäglichkeiten für seinen Läufer, anstatt den Bauern d4 zu decken, aber auch Weiß traut sich nicht, den Bauern zu verspeisen. Schwarz hätte alle Möglichkeiten für den Zentrumsdurchbruch 20. ...d5, laviert aber lieber mit seiner Dame nach f7 und nach 21. ...Lb4 ist die schwarze Stellung eigentlich positionell tot. Doch Cyrus merkt gar nicht, wie gut er eigentlich steht und legt einfach nicht nach. Nach einigem hin und her gelingt es Schwarz nahezu auszugleichen und in ein Leichtfigurenendspiel abzuwickeln. Hier steht Cyrus zwar geringfügig besser, jedoch gelingt es ihm auch jetzt nicht, hier noch zu zaubern. Die Endstellung ist wegen der ungleichfarbigen Läufer remis.
AVE ARB Sargon 3.5 - Colossus Atari 3.5 MHz
Durch Zugumstellung erreicht Colossus einen klassischen Sizilianer, bringt sich allerdings mit drittklassigen Zügen schon schnell in Nachteil. Sargon hat aber seinen großzügigen Tag und läßt den Angriffsmodus im Koffer wodurch Colossus erst ausgleichen und dann sogar in Vorteil kommen kann. Das Mittelspiel wirkt absolut planlos. Beide rechnen rein materialistisch ohne irgendein Positionsverständnis. Normalerweise kann Sargon in solchen Positionen besser Punkten doch hier hat er sich verrechnet. Läuferpaar gegen Turm und 2 Bauern ist schwierig zu spielen und so greift er im Mittelspiel hier mehrmals daneben und Colossus kann den Ausgleich wieder herstellen. Nach 40 Zügen hat man ein ziemlich gleich stehendes Spiel mit welchem beide Geräte überfordert sind. Im Endspiel patzt sich Colossus im wahrsten Sinne des Wortes so durch und spätestens nach 48. ...Ke5 hätte Weiss gewinnen müssen, aber Sargon 3.5 hat eben nun mal keine Tablebases und spielt zwar anfangs richtig weiter, übersieht dann aber im 52. Zug den Gewinn und nach einigen weiteren Fehlern ist nur noch Remis drin.
Sargon III Mac 68000 7,83 MHz - Mephisto Glasgow Petrosjan 20 MHz
Die Vierspringer-Variante in der englischen Eröffnung beherrschen beide recht gut. Naja... 8 Züge lang zumindest. Danach allerdings wissen beide nicht so recht wohin mit den Figuren. Allerdings hat Sargon hier die Nase vorn, da die Stellung taktisch mehr hergibt, während Petrosjan versucht bessere Positionen für seine Figuren zu finden, aber taktisch einfach manche Drohung nicht sieht. Und so findet witzigerweise ausgerechnet der eher taktisch orientierte Sargon von anfang an die besseren Felder. Mit 16. ...Sc5 will Petrosjan dann zuviel und spätestens mit 19. ...Scxd4 greift er dann taktisch komplett daneben. Die nachfolgende Abwicklung bringt Sargon in eine stark vorteilhafte Stellung bei der kleine Fehler bereits spielentscheidend sein können. Und in dieser Hinsicht lässt sich Petrosjan nicht lumpen. Nach 29. ...h5 steht Weiss bereits auf Gewinn und läßt sich diesen auch nicht mehr nehmen.
Conchess Glasgow 5,5 MHz - Psion QL 7,5 MHz
Der Conchess wird mit dem Nimzoinder konfrontiert, den beide recht gut beherrschen. Bis zum 11. Zug ist die Stellung bekannt. Danach wird Conchess allerdings mit 12. Dd3 schon antipositionell. Trotzdem hält er in der Folge gut mit und der Tabellenführer muss sich schon deutlich anstrengen. Erst mit 27. Kh1 kommt Weiss positionell auf Abwege worauf Psion deutlichen positionellen Vorteil erlangt. Dann will der Altmeister allerdings mit dem Einschlag auf h3 auf einmal taktisch werden, was die Partie fast schon wegen Dauerschach und Zugwiederholung ins Remis driften läßt. Nach der Abwicklung ins Endspiel steht Weiß mit 2 Bauern und Läufer gegen 5 Bauern. Schwer zu spielen, aber die Stellung hätte ein Remis noch hergegeben. Dann greift Conchess mit 48. d6 und 50. Lc5 allerdings zweimal kräftig daneben. Danach ist der schwarze Gewinn nur noch Formsache.
AVE ARB Sargon 4.0 24 MHz - Sargon III Mac 68000 7,83 MHz
Zwei sehr ähnliche Programme versuchen sich an der englischen Eröffnung und beherrschen diese auch relativ gut. Bis zum 11. Zug ist alles Theorie. 12. e4 ist neu aber durchaus spielbar. Allerdings gelingt es Weiss in der Folge nicht, seinen Eröffnungsvorteil auch auszubauen. Ganz im Gegenteil gerät er in der Folge durch einige suboptimale Züge sogar langsam in Nachteil. Allerdings kommt auch Schwarz in der Stellung nicht zurecht und versäumt manche gute Möglichkeit. Am Ende dann ein gerechtes Remis, wobei ich zugeben muss, dass man hier durchaus noch ein paar Züge hätte weiterspielen können. Aber irgendwie war dann auch bei mir morgens um 2 die Luft raus und eine wirkliche Gewinnchance nicht zu sehen.
In der Turniertabelle hat sich nun einiges getan. Sargon III Mac springt vom 5. auf den 2. Platz und verdrängt den Elite Glasgow. ARB Sargon 4 24 MHz verbessert sich um 2 Plätze auf Rang 9 und auch der Conchess Glasgow kann sich um 2 Plätze verbessern. Bei den drei Schlusslichertn Sargon 3.5, Colossus und La Regence hat sich allerdings nichts getan und man muss kein Wahrsager sein um zu sehen, dass sich daran auch schwerlich etwas ändern wird. Allenfalls Sargon 3.5 traue ich noch zu, dass er sich vielleicht um ein oder zwei Plätze verbessern kann. Das allerdings nur mit viel Glück.
Nachdem nun im Fernschach auf dem ICCF-Server wieder die Champions League gestartet ist, ist mein Zeitfenster wieder mal etwas kleiner geworden (zumal ich diesmal die Chance auf eine IM-Norm habe). Daher hat es jetzt wieder etwas mit neuen Partien gedauert. Aber jetzt habe ich wieder ein paar Partien fertig
Psion QL 7.5 MHz - AVE ARB Sargon 3.5
Die Fortsetzung 6. Tc1, welche Psion hier aus dem Buch spielt war lange Zeit auch im Fernschach sehr erfolgreich, vor allem wenn Schwarz dann mit 6. ...h6 den Läufer befragen wollte. Zwischenzeitlich ist sie aber etwas unpopulär geworden. Schwarz erwidert mit 6. ...Sc6 und Psion steht bereits besser und dominiert von Anfang an das Spiel (Besser wäre 6. ...Sbd7 gewesen). Zwar spielt auch Psion an einigen Stellen suboptimal doch Sargon gelingt es nicht bei kleinen Ungenauigkeiten die richtige Entgegnung zu finden und auszugleichen. Nach 2 sehr guten Springerzügen, mit denen Psion eine druckvolle Stellung aufbaut, greift Schwarz mit 15. ...c4 total daneben. Danach hat Schwarz kaum mehr eine Chance auf Kompensation und spätestens nach dem Fehler 19. ...Kg7 wird das Spiel zu einer schnellen Hinrichtung.
Der Eröffnungsaufbau der beiden wirkt schon etwas seltsam, aber das ist man vom Glasgow teilweise ja gewohnt und es war von seinen Machern wohl auch gewollt. Und so fliegt auch Steinitz schon früh aus dem Buch und versucht sich mit unkontrollierten Jagdaktionen die eigentlich nur dem Glasgow nutzen. Der versteht die Stellung zwar auch nicht, reisst aber wenigstens nicht ohne Not seinen Königsflügel auf. Danach ist es mit schwarzer Rochade schnell vorbei und der Glasgow kann seinerseits nun angreifen, findet aber leider nicht imnmer den besten Weg. Mehrmals werden gute Angriffschancen übersehen doch auch Steinitz hat lange schon keine Übersicht mehr und verpast mehrmals die Chance seine Verteidigung zu festigen. Doch dann überreitzt Glasgow die Chancen. Nach 30. e4? war der Angriff nicht nur vorbei sondern die weiße Stellung auch kaputt. Doch auch Steinitz vergibt einen Zug später seine Chancen und das Spiel steht wieder gleich. Die beiden wickeln in ein Endspiel KDT-KDT ab und es stellt sich heraus dass das nicht gerade Glasgows Domäne ist. Immer mehr gerät Weiß unter Druck und nach den sinnlosen Damezügen im 48. und 49. Zug hätte ich keinen Penny mehr für den Altmeister gegeben. Steinitz hat schon den Gewinn vor Augen und... patzt mit a1D, womit er Weiss zum Dauerschach verhilft. Ein glückliches Ende für den Altmeister.
Chessbase ordnet die Eröffnung in den Bereich Skandinavisch ein. Viel damit zu tun hat die Stellung allerdings nicht. By the way: Ich hätte im 3. Zug e5 gespielt und mir mal angesehen, was dem Conchess da einfällt. Naja, nach dem Damentausch hat sich das Thema weiße Rochade schnell erledigt und mehr als eine ausgeglichene Stellung ist für den Elite nicht drin. Zwar hat er anfangs einige kleine Vorteile, ist jedoch mit der offenen Stellung und den wenigen Figuren, die zur Verfügung stehen hoffnungslos überfordert. Schnell wickelt Conchess in ein Doppelturmendspiel ab in dem Weiss nur vereinzelte Bauern, einer davon ein Doppelbauer, vorweisen kann. Zwar hält der Elite bis zur Zeitkontrolle im 40. Zug noch gut durch, patzt dann aber mit 41. Td4. Das dann entstandene Bauernendspiel hätte der Conchess sogar gegen Stockfish gewonnen.
Durch Zugumstellung entsteht nach 7. e4 eine stellung, die am ehesten noch dem Paulsen-System des Sizilianers ähnelt, auch wenn es durchaus Abweichungen gibt. Das Eröffnungsexperiment funktioniert zwar, allerdings eher für Schwarz. Der Elegance greift mit 10. Db3 und 11. Tf1 zweimal in Folge daneben und kann sich glücklich schätzen, dass hier Psion nicht mutiger ist und sofort 11. ...d5 spielt. Aber einen Zug später greif er mit fxe5 erneut daneben und auch das folgende Schlagen auf d6 ist als Fehler zu werten. Auch in den nächsten Zügen hat man den Eindruck, dass der Elegance eher seine Fehler elegant weglächeln will. Mit Schach hat das, was er da abliefert jedenfalls nicht mehr viel zu tun. Und nach insgesamt 34. Zügen bereitet Psion dem grausamen Spiel mit einer Mattansage in 4 Zügen ein schnelles Ende.
Im Fernschach ist Ben-Oni ja ziemlich tot, weil die Stellungstypen für Schwarz sehr schwer zu halten sind. Im Nahschach und bei unseren Compis erfreut es sich allerdings nach wie vor einer gewissen Beliebtheit, denn Weiß muss natürlich konsequent bleiben um etwas zu erreichen. Steinitz hat diese Konsequenz jedenfalls nicht. Warum tauscht man den schlechten Springer auf a6 gegen einen guten Läufer dessen Fianchettierung man gerade erst vorbereitet hat? Dann rennt man mit 10. e5 auch noch viel zu früh gegen die schwarze Stellung an. Leider versäumt auch Schwarz den guten Zug 11. ...Lh3, mit dem man den König schön in der Mitte halten kann. Aber auch so steht Schwarz, für Ben-Oni ungewöhnlich, bereits früh überlegen. Zwar kann Steinitz dank einiger suboptimaler Züge von Sargon kurzzeitig die Stellung mit 19. b3 ausgleichen, allerdings nur um sie 3 Züge später endgültig in den Sand zu setzen. Nach 22. ...g5 ist Steinitz chancenlos und wird von Sargon 4 genüßlich auseinandergenommen.
Der Elite Glasgow hat einfach kein Glück mit seinen Eröffnungen. Diesmal spielt er etwas, dass man mit gutem Willen als Holländisch bezeichnen könnte. Jedoch wählt Sargon 3.5 mit 4. Sd2 ein Abspiel welches in der Theorie allenfalls als Randnotiz auftaucht und schon ist der Elite auf sich allein gestellt. Und wie so oft in solchen Situationen fangen dann die Ungenauigkeiten an. Weiß versteht die Stellung scheinbar etwas besser und kommt früh in Vorteil, Schwarz patzt bereits im 13. Zug mit 13. ...Dxa1 und übersieht den Zwischenzug 14. Dd8, der Elite wird langsam gequält und hingerichtet. Ende der Geschichte.
Diesmal kommt mit der Tartakover-Variante des Damengambits etwas solideres aufs Brett. Mit 11. Sf3 wählt der Prestige die harmloseste Fortsetzung. Nun hätte 11. ...Le6 zu gleichem Spiel geführt, aber auch ...Lf5 ist natürlich spielbar. Allerdings mit besseren Chancen für Weiss. Mit 15. ...Lxf3+ wird der Petrosjan dann allerdings doch etwas zu frech und Weiss hat die Führung. Der ungenaue Zug 19. Tc3 bleibt unbestraft und nach dem Fehler 21. ...Sa6 sieht der Petrosjan kein Land mehr, zumal er sich eine Ungenauigkeit nach der anderen leistet. Begeistert hat vor allem das neckische 40. f5 im Turmendspiel. Dort verteidigt sich der Glasgow zwar noch zäh, bleibt aber letztlich chancenlos.
Consumenta Conchess Glasgow 5,5 MHz - Novag Super Constellation
Das Damenbauernspiel der beiden bietet Weiss die besseren Chancen. Zumindest wenn man 6. c4 spielt. Alle anderen Fortsetzungen, die ich in meiner Datenbank gefunden habe sind zumindest im Fernschach stark remislastig. 6. Lf4 ist allerdings eine Neuerung. Vielleicht wäre sie sogar gut. Aber nach 7. Le5 profitiert hier eher der Superconny. Auch die restlichen Züge des Conchess sind teilweise logisch nur schwer nachvollziehbar. Randspringerentwicklung, unsinnige Damenzüge, Damentausch der einen Doppelbauern kreiert. Dagegen wirkt das Spiel des Superconny nahezu großmeisterlich. Vor allem sein Handling der Springer ist nahezu vorbildlich. Es ist schon sehenswert zu beobachten wie Schwarz den kompletten Damenflügel abschlachtet. Nach 31 Zügen will Weiss den Bauern auf a6 befragen. Auf diesen zu verzichten und 32. ...Tb4 zu spielen ist allerdings zu tief für den Superconny, der seinerseits kurz darauf mit 35. ...Td7 die Partie fast ins Remis vergibt. Conchess sieht es nicht und patzt 2mal hintereinander. Danach ist die Partie im für Conchess chancenlosen Endspiel gelaufen.
Auch der Elegance hat kein glückliches Händchen bei der Wahl seiner Eröffnungen. Aljechin.. ehrlich jetzt? Es hat schon seinen Grund warum das heute kaum noch gespielt wird. Allerdings... auch der Elite A-S wählt mit 2. Sc3 so ziemlich die einzige Fortsetzung mit der sich kein Blumentopf gewinnen läßt. Wie ähnlich sich die Fidelitys doch manchmal sind... Nachdem sich die Zentrumsbauern im wahrsten Sinn des Wortes "durchgeschlagen" haben, steht tatsächlich Schwarz sogar besser, versemmelt es dann aber mit dem unbegreiflichen Zug 12. ...Sb4. Danach kommt Weiss trotz einiger Ungenauigkeiten auf beiden seiten in Vorteil. Nicht zuletzt auch, weil der Elegance im 17. Zug trotz seiner 12 MHz nicht erkennt, dass der Bauer a2 vergiftet ist (sorry, aber so schwer war das wirklich nicht, dass man es mit Elo 1900 nicht sehen kann). Danach hat der Elegance keine Chance mehr, obwohl es noch eine ganze Weile dauert, bis er die Segel streichen muss.
Die Fidelitys scheinen einen Faible für Holländisch zu haben. Auch diesmal wird eine eher unpopuläre Nebenvariante gewählt die eher für Weiß gut ist. Bereits nach 5 Zügen ist Schwarz mit seinem Latein am Ende und wählt statt des Tausches auf d2 den sinnfreien Zug Sa6. Danach entwickeln sich beide eher schlecht als recht wobei Sargon allerdings die bessere Nase hat und in Vorteil kommt. 17. ...cxd4 ist bereits ein Fehler der Weiss einen schönen Angriff erlaubt. Dieser wird zwar nicht so konsequent durchgezogen, wie es sein sollte, jedoch tut der Prestige alles um Sargon trotzdem Vorteil zu verschaffen. Im Endspiel verliert dann Sargon allerdings total den Überblick und die Partie droht abzuglachen. Dann schießt der Prestige allerdings mit 51. ...Td3 den Bock des Tages (auf f3 hätte er das Remis sichern können). Aber Hand aufs Herz. Wer hätte gesehen, dass dieser Zug der Verlustzug ist? Ich meine, wer außer vielleicht Stockfish... Es dauert natürlich bis dieses Turmendspiel zur Dame führt und dann ist auch noch das Endspiel KD-KT zu bewältigen, aber letztlich kriegt das Sargon außerordentlich gut hin. Eine schöne Leistung.
Psion bleibt weiter unangefochtene Nummer 1, der Elite A-S hat mit Sargon III Mac die Plätze getauscht. der Turbistar 432 hatte diesmal keine Partie und wandert daher 2 Plätze nach unten. Ansonsten gibt es derzeit keine Änderungen.
Nachdem ich gerade etwas Zeit habe und meine Fernschachgegner mich mit ihren Antworten warten lassen, habe ich hier noch ein paar Partien für Euch.
Novag Superconny - AVE ARB Sargon 3.5
Der Superconny ist doch immer wieder für eine Überraschung gut und beglückt uns mit einem Königsspringer-Gambit. Leider mit einer Variante, die sehr remislastig ist. Sargon kennt sich hier weniger gut aus und wählt 6. ...Lh6 anstelle des üblichen Df6. Danach patzen sich beide so durch die Eröffnung, ohne dass ein vernünftiger Plan erkennbar wäre. Nach wenigen Zügen steht der Superconny, der hier deutlich schwerere Fehler begeht, bereits schlechter. Schwarz hat hier eigentlich jede Chance diesen Vorteil auszubauen, sieht jedoch nicht die Notwendigkeiten der Stellung und greift zu teilweise sinnlosen Angriffsaktionen. Mit 15. Tf2 dann ein schlimmer Patzer des Superconny, der aber nicht ausgenutzt wird und auch in den folgenden Zügen gelingt es Sargon nicht, den Superconny zu stellen, da jeder Fehler des Novag mit einem eigenen Fehler beantwortet wird. Mit 23. ...h5 greift dann Sargon kräftig daneben, denn dieser Bauer hat keine Zukunft, was der Superconny auch bemerkt. Danach behält der Novag über das ganze Spiel trotz eigener Fehler die Kontrolle, auch wenn die Partie zeitweise zu verflachen droht. Auch im Endspiel ist der Superconny das dominante Gerät, wenngleich er viele Vorteile ungenutzt lässt. Letztlich verliert derjenige, der den letzten Fehler macht. Und das war in diesem Fall Sargon. Auf jeden Fall zum Nachspielen sehr zu empfehlen.
Mit Zugumstellung (zumindest das beherrschen beide gut) entsteht die Löwenthal-Variante im Sizillianer. 10. Ld2 ist hier eher untauglich und sollte durch Sc2 oder 0-0 ersetzt werden. Der Petrosjan schafft es hier auch in den Folgezügen einfach nicht, wirklich Druck aufzubauen, obwohl es durchaus gute Möglichkeiten gibt. Aber auch der Turbostar läßt gute Ausgleichschancen aus und versucht sich z.B. im 15. Zug eher an sinnlosen Springerausfällen. Doch so oft er dem Glasgow auch gute Chancen gibt, seine Position auszubauen. Der Altmeister nutzt sie nicht. Und so hangelt man sich eher lustlos ins Endspiel KTL-KTS durch in dem für keinen der beiden irgendwas zu holen ist. Am Ende steht dann ein Remis durch die 50-Züge-Regel (wie gut, dass die Emulation automatisch läuft).
FDR La Regence - Consumenta Conchess Glasgow 5,5 MHz
Beim Nimzo-Inder ist bereits nach 5 Zügen Schluss mit dem Eröffnungswissen. 6. Le3 ist eher kontraproduktiv. Versucht wurde hier entweder 6. a3 oder selten auch 6. Sf3. Was dann kommt kann man sich kaum ausdenken. 6. ...Sa6 ist zwar nicht die beste aller Ideen, aber warum Schwarz dann auch noch mit der langen Rochade den König genau auf die Seite bringt, wo gerade schwarze Figuren aufmarschieren, ist nicht mehr nachvollziehbar. Statt dies nun auszunutzen begnügt sich Conchess mit einem Läufertausch, der gar nichts für die Stellung tut. Mit 11. b5 überzieht der La Regence dann aber endgültig und tut auch in der Folge alles dafür, dass der Conchess eine vorzügliche Angriffsstellung bekommt. Conchess bedankt sich im 22. und 23. Zug und will La Regence zum Ausgleich verhelfen, was dieser jedoch ablehnt. Also greift Conchess mit 24. ...Kh8 nochmal kräftig daneben als wollte er schreien "Gewinn endlich", ich hab heute keinen Bock". Aber auch diese Bitte nach einem Tritt in den Allerwertesten verhallt ungehört. Da bleibt Conchess kaum noch eine Wahl als doch gewinnen zu müssen. Vor allem nachdem Weiss mit 33. Ta3 die Partie bereitwillig wegwirft. Ganz ehrlich... so gruselig war teilweise nicht mal "Das Omen"!!!
OK, wenn man sich auf keine Eröffnung einigen kann, kommt am Ende irgendwas raus, was zumindest Ähnlichkeiten mit Französischen Stellungstypen aufweist. Tatsächlich habe ich in meiner Fernschachdatenbank eine ähnliche Zugfolge gefunden die zur Stellung im 9. Zug führt und von Chessbase mit Französisch (seltene Züge) betitelt wird. Allerdings spielt man da normalerweise 9. ...Sfd7. Nun ist es ja nichts Neues, dass unsere kleinen Lieblinge mit Französischen Strukturen auf Kriegsfuß stehen, aber einige Züge sind schon grenzwertig. Nachdem der ELegance irgendwie durchaus eine schöne Stellung erreicht hat, greift er mit 19. De2 in die Tonne und mit 22. gxf4 wirft er die Partie angesichts der offenen Königsstellung eigentlich schon weg. Wer aber nun glaubt, der Superconny würde hier vehement angreifen, der irrt. 23. ...Sxf4 sollte wohl einer der berühmten spekulativen PSH-Opferzüge werden und was das folgende 24. ...Sb7 werden sollte kann ich noch nicht mal erahnen. Da helfen dann auch diverse Entlastungstauschaktionen nicht mehr. Im entstehenden Endspiel KL-KS ist der Läufer angesichts der maroden schwarzen Bauernstellung einfach stärker. Über einige Endspielfehler muss man hier hinwegsehen. Da müssten unsere Kleinen weit tiefer rechnen können. Aber sowas wie 47. ...Sc5 darf einem Gerät mit einer geschätzten Elo von 1950 nicht passieren. Dass man das Bauernendspiel nicht halten kann, würde selbst der alte Sargon 2.5 erkennen. Und so geht der arme Superconny, der eigentlich eine schöne Stellung hatte, mit wehenden Fahnen unter.
Der Sizilianische Maroczy-Aufbau ist eigentlich eine schöne Sache für den Anziehenden. Zumindest, wenn man ihn auch nach dem Verlassen des Buches richtig weiterspielt. 10. Tc1 wäre hier der richtige Weg gewesen. Im Fernschach hat man damit eine Gewinnperformance von ca. 67 %. Man kann dem Turbostar allerdings nicht wirklich verübeln, dass er es lieber mit einem Entwicklungszug (10. Ld3) versucht. Allerdings gleicht dadurch Sargon sofort vollständig aus, steht sogar objektiv geringfügig besser. Leider traut sich dann in der Folge keiner so wirklich nach vorne und so wird so manche gute Gelegenheit für Schwarz ausgelassen. Stattdessen wird dann in eine Zugwiederholung durch Dauerschach abgewickelt. Schade... Ich hatte hier vor allem nach der schwachen Anfangsperformance des Turbostar mehr von Sargon erwartet.
Der Panov-Angriff im Caro Cann ist in den letzten Jahren etwas unpopulär geworden, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass Schwarz hier gute Konterchancen bekommt. Leider hat der La Regence die Variante nicht tief genug einprogrammiert und er betritt mit 6. ...e6 bereits schwieriges Gelände. Gut wären Fortsetzungen wie 6. ...Lg4 oder 6. ...g6. Sargon versucht es mit der Blockadestrategie 7. c5 und läßt den Schwarzen erst mal kommen. Der Rückzug 10. Ld3 erscheint ziemlich harmlos und 11. Dc2 kann man bereits als Fehler betrachten. Doch LaRegence versteht die Stellung einfach nicht. Eigentlich fragt man sich, ob er überhaupt eine Stellung versteht. Den Königsflügel in dieser Form aufzureissen (14. und 15. Zug) ohne irgendeine Angriffsfigur in der Hinterhand ist einfach nur Selbstmord. Nach 20 Zügen ist die Stellung kaum noch gut spielbar. Allerdings ist auch Sargon teilweise planlos und erlaubt es dem Schwarzen immer wieder einigermaßen auszugleichen. Vor allem fällt auf, dass er es mit dem Königsangriff nicht so wirklich hat (25. cxd5 anstelle von Dg5+ mit starkem Angriff). Erst nach mehrmaligem Bitten spielt er diesen Zug dann irgendwann doch noch als es fast schon nichts mehr bringt. Nur durch das fehlerhafte schwarze Spiel vor allem im Hinblick auf die Königssicherheit (30. Zug) zwingt Sargon dann doch noch zum tödlichen Mattangriff.
Diesmal steht Reti auf de Programm. Leider wählt Sargon die Fortsetzung 3. g3 anstelle des vielversprechenden 3. b4 und mit 5. Da4 werden die Theoriepfade gar gänzlich verlassen. 5. ...Ld7 mit der Drohung ...e4 hätte hier einen frühen Vorteil für den Petrosjan bedeutet. Der eher sinnfreie Textzug nutzt allerdings eher dem Spacklen-Programm. Beide scheinen von Reti nicht so beseelt zu sein, aber im 9. Zug kommt dann doch noch - besser spät als nie - der Zug b4. Das nachfolgende 10. b5 ist dann allerdings schon wieder verfrüht. Eigentlich erwartete ich, dass der ungenaue Aufbau von Sargon nun irgendwann bestraft wird, aber es ist der Petrosjan, der mit 13. ...Dd6 (was will er da?) daneben greift un d mit 15. ...Sg6 noch einen Fehler hinterherschiebt. Danach ist Sargon eigentlich dauerhaft im Vorteil. Zwar findet er nicht immer die besten Züge (aber wer findet die schon) doch Petrosjan hat hier einfach kein Konzept und übersieht oftmals Züge, die ihm zumindest einige Chancen auf eine vernünftige Verteidigung einräumen würden. Spätestens ab dem 30. Zug wirkt Petrosjan völlig planlos und läßt sich einfach nur noch zur Schlachbank führen. Nach dem Abtausch des letzten Springers im 38. Zug entscheidet der Hebel 39. b6 das Spiel.
Und nochmal darf der Mephisto Glasgow ran. Diesmal allerdings in der normalen Variante. Alles andere als Normal ist allerdings der gespielte Spanier, denn hier wird vom Conchess die doch recht selten gewordene Anderssen-Variante gewählt. Das Analseprogramm mault zwar den Zug 6. ...Le7 an, jedoch ist dieser mindestens genauso populär, wie die genannte Alternative. Dafür verläßt dann Conchess mit 7. Lg5 die Buchpfade und eigentlich hätte der Glasgow hier mehrere Möglichkeiten gehabt, in der Folge leichten Vorteil zu erringen, findet aber leider nicht den richtigen Plan, wenngleich er sich insgesamt durchaus gut aufbaut. Mit 18. ...Sg5 begeht er dann allerdings den ersten bösen Fehler, der aber vom Conchess nicht ausgenutzt wird. Noch unverständlicher dann der Fehler 20. a4 des Conchess, den widerum Glasgow nicht bemerkt. Der Damentausch im 26. Zug bringt den Glasgow fast in erhebliche Schwierigkeiten. Zwar ist der Wunsch nach Vereinfachung durchaus nachvollziehbar, aber Weiss hat 2 Türme und damit auch ein paar Linien mehr, auf denen er agieren kann. Über die ganze Partie hinweg wehrt sich der Glasgow allerdings tapfer und macht Conchess das Leben schwer, zumal dieser in Endspielen oftmals etwas planlos wirkt. Als dann allerdings nach insgesamt 74 Zügen ein Endspiel Turm+Läufer - Läufer und Springer auf dem Brett steht, ist es dann auch mit der heroischen Gegenwehr des Glasgow vorbei, der den entfernten Freibauern auf der h-Linie weit unterschätzt hat. Eine schöne Kampfpartie.
Interessanterweise bin ich in meinen Fernschachpartien nie auf jemanden getroffen, der Caro-Cann spielt. 5. Eg3 ist zwar Theorie aber sehr remislastig und wird heute nicht mehr so oft gespielt. Wesentlich aussichtsreicher ist das Schlagen auf f6. Nach 5. Sg3 ist 5. ...h5 der richtige Zug, der zum Ausgleich führt. 6. dxe5 ist wesentlich schlechter als normale Entwicklungszüge wie z.B. Sf3. Nach dem Damentausch hat Schwarz keine Probleme mehr. Mit 9. Lf4 beginnen bereits die Ungenauigkeiten im weissen Spiel. Danach hat der Fidelity die Initiative und gibt sie auch nicht mehr her. Hinzu kommt, dass Weiss nicht mehr rochieren kann und der Turm auf a1 nicht mehr mitspielt. Für den Taktiker Elegance einfach ein Traum. Ein Turm dringt auf die 2. Reihe ein und räumt erst mal ein paar störende Bauern aus dem Weg, Weiss spielt mit einem Turm weniger. Da hat der La Regence einfach keine Chance. Nach einer kleinen Kombination beginnend mit 27. ...Txd4 ist die Partie quasi gelaufen. Drei verbundene schwarze Freibauern sind im Turmendspiel für den La Regence einfach zu viel.
Die beiden Brüder probieren sich am englischen Vierspringerspiel. Da beide die gleiche Bibliothek haben und sich nur durch die Taktfrequenz unterscheiden wird hier eine tiefe Variante gespielt, wobei 9. Dc2 die harmloseste Variante ist. Mehr Erfolg verspricht nach meiner Erfahrung 9. f3. Die Stellung nach dem Verlassen des Buches im 11. Zug ist komplett ausgeglichen. 12. Ld2 ist hier bereits neu. Meist geht es eher mit 12. Lf4 weiter. Aber auch der von den Engines ermittelte Zug 12. Sf3 sieht vielversprechend aus. Die Zugfolge bis zum 16. Zug wurde allerdings früher durchaus gespielt, ist aber jetzt kaum mehr zu finden. Wohl wegen der weissen Verlustpartie aus dem Jahr 2006, die sich in der Analyse der Partie findet. Aber auch mit der Verbesserung 16. Sf3 steht Schwarz geringfügig besser. Entsprechend versucht Weiss nun alles um die Stellung zu vereinfachen. Zwar findet Weiss nicht immer die besten Züge, sein langsamerer Bruder aber auch nicht. Nach nur 25 Zügen ist ein gleichstehendes Endspiel KL-KS erreicht. Und auch hier gilt das vorher gesagte. Die guten Züge, die Weiss übersieht findet auch Schwarz nicht. Einige Züge später finden wir uns in einem gleichstehenden Bauernendspiel wieder. Und hier zeigen sich dann die Endspielschwächen. Und die schlagen beim langsameren Gerät zu, welches mit 44. ...a5 die Partie wegwirft. Zwar begeht auch Weiss in der Folge einen Fehler, der fast wieder zum Remis geführt hätte, doch leider sieht Schwarz den rettenden Zug nicht. Und so gewinnt am Ende einfach die schnellere 24-MHz-Version den Punkt.
Sargon III Mac fällt auf den 5. Platz ab, da er bei den letzten 10 Partien nicht dabei war. Der Prestige wird von Turbostar und Elegance auf Platz 8 verdrängt. Der Consumenta Conchess Glasgow schiebt sich vor Steinitz und Cyrus und auch der Glasgow Petrosjan schiebt sich endlich vor seinen kleineren Bruder. Ansonsten keine Änderungen. Die letzten 3 Plätze sind ebenso wie der Spitzenplatz sozusagen "festgetackert".
vielen Dank für die schönen und lebendig kommentierte Partien. Ich frage mich immer wieder, warum der TSB 4 als Nachfolger für den Sargon ARB beworben wurde. Der TSB 4 ist ein einziger Programmierfehler.
So manche Geräte sind aufgrund Ihrer Seltenheit ein Mythos. Leider erfüllt die Qualität des Schachspiels die Erwartungen nicht. Das Gleiche gilt für den sagenumwobenen Mephisto Excalibur. Ihm fehlt, trotz dem 68000er Prozessors, die nötige Rechenpower. Erst der Petrosjan hat die notwendige Hardware, die dem Nitsche Programm sein Können entlockt.
Aber wir wollen nicht zu streng sein, wir lieben unsere Schätze und all die Geschichten und Erinnerungen daran.
Freut mich, dass Dir die Kommentierungen gefallen (auch wenn sie manchmal etwas bissig sind, grins). Ja, das mit dem TSB kann ich nachvollziehen. Da hätte man sich eher gewünscht, dass das Steinitz-Modul Einzug in die ARB-Geräte gehalten hätte. Das wäre sinnvoller gewesen. Wundert mich, dass damals keiner auf die Idee kam. Der TSB ist wirklich viel zu schwach.
Aber Du hast recht. Ich liebe unsere alten Schätze auch. Bin ja selbst ein großer Fan des Glasgow aber auch des Mark V.
So, die Partien sind ja fast alle gespielt. Es fehlen nur noch so 30 Stück, die ich jetzt in den nächsten Wochen noch durchführe. Jetzt hoffe ich nur, dass sich jemand findet, der die 3 Excalibur-Versionen noch durch das Turnier jagt. Dann wäre man mit diesem RIesenprojekt tatsächlich durch. Leider kann ich das nicht machen, da ich dieses sehr seltene Gerät nicht besitze. Schon gleich gar nicht in den verschiedenen Ausführungen. Und aufgrund der Seltenheit (ich glaube es gab nur so 25-50 Stück davon) gibt es auch keine Emulation des Programms. Daher hoffe ich dass sich die Besitzer der Geräte aufraffen können, die 3 Versionen gegen die anderen Turnierteilnehmer antreten zu lassen. Wenn ich irgendwo helfen kann, dann natürlich gerne. Aber ich schätze dass wohl keiner dieses seltene Schmuckstück aus der Hand gibt :-)
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12.10.2023 19:25
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